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Plan

1. Leben und Werk

2. Biedermeier und Vormärz

3. Zeittafel 1815-48

4. Ironie und Parodie

5. "Deutschland. Ein Wintermärchen"

6. "Nachtgedanken"

7. "Die Wanderratten"

8. Heines Pantheismus

HEINRICH HEINE ( 1797 - 1856)

1797 geb. in Düsseldorf als Sohn eines unbemittelten Kaufmanns, beginnt nach der Schule (1810-14) eine kaufmännische Lehre zunächst in Frankfurt, dann ab 1815 bei seinem Onkel Salomon Heine in Hamburg. Mit finanzieller Unterstützung des Onkels 1818 Gründung eines Manufakturgeschäftes, das kurz danach in Konkurs ging. 1819 Jurastudium in Bonn, dann in Göttingen, von dort nach Berlin (Bekannt- schaft mit den Berliner Salons, Fußreise in den Harz, Besuch bei Goethe), dann wieder Göttingen. 1825 Dr. jur. und Übertritt vom Judentum zum Protestantismus:„Der Taufzettel ist das Entreébillet zur europäischen Kultur." - Von nun an ist Heine freischaffender Schriftsteller und von seinem Onkel noch lange finanziell abhängig. Er führt ein unstetes Wanderleben (Hamburg, Lüneburg, London, München, Italien, Berlin) in dem ständigen Bemühen, sich eine unabhängige Existenz als Schriftsteller und Journalist zu schaffen. 1827 erscheint das >Buch der Lieder<, eine Art Gesamtausgabe seiner bisher veröffentlichten Gedichte; sie entsprang dem jugendlichen Ehrgeiz Heines, dass seine Gedichte "so populär werden wie die Bürgerschen, Goetheschen, Uhlandschen"(1826). Der Publikumserfolg war zuerst gering: 2000 Exemplare in 10 Jahren! Das bürgerliche Publikum konnte mit der Mischung aus Romantik und Frivolität nichts anfangen. Das ironisch-leichte Spiel mit romantischen Sentiments und lyrischen Formen behagte ihm nicht, man vermisste die Ernsthaftigtkeit und echte Tiefe des Gefühls. Heines Verleger Campe schreibt ihm 1835: "Wenn Sie Uhlands Gedichte betrachten und das Renomé, worin er sich befindet, religiös und mittelalterlich, so ist klar, warum er so viele Leser findet. SIE behandeln Liebe und Sich selbst, und wieder Sich selbst, das sehen die Leute als stinkigen Egoismus an ( .) der Egoismus wird Ihnen ununterbrochen zur Last gelegt, dann, dass Sie der Üppigkeit das Wort reden. Bedarf es noch mehr Gründe, um zu beweisen, warum Uhlands Gedichte populärer sind. Uhlands Gedichte kauft jeder um ein Geschenk an eine Dame, zum Geburtstag und sonstigen Zwecken zu machen. IHR Buch geht nach den Universitäten an junge Männer und dergleichen - die kein Geld haben." Aber: Mit dem Verbot von Heines Schriften wächst das öffentliche Interesse an Heines Werken, die Verlage finden Mittel und Wege, die Zensur zu umgehen, und das >Buch der Lieder< wird zum größten lyrischen Erfolg des 19. Jhdts (allein bis zu Heines Tod 30 000 Exemplare). 1826-31 Reiseberichte (>Reisebilder<, >Harzreise<). Er reagiert hierin auf das in Deutschland rege Interesse an Ausblicken in die Zentren der europäischen Welt: Italien, England, Frankreich. Diese Reise-berichte enthalten neben sachlichen Schilderungen auch Reflexionen über Bücher, Personen, Zeitpolitik, Vergangenheit und Zukunft. Schließlich 1831 Übersiedlung nach Paris als Reaktion auf die politischen Verhältnisse; es erfolgte 1835 das Verbot von Heines Schriften durch den 'Deutschen Bundestag'. In ständigen finanziellen Schwierigkeiten schlägt er sich als Dichter und Publizist durch. Als Korrespondent der Augsburger >Allgemeinen Zeitung< berichtet der dem deutschen Publikum von den bewegten >Französischen Zuständen<, zugleich verfasst er für das französische Publikum umfassende Schriften über >Die Romantische Schule< und die >Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland< (1832-35). Er zählt zu den liberal-demokratischen Emigrantenkreisen, kommentiert kritisch-spöttisch das radikalsozialistische Gedankengut seiner Zeit und macht Bekanntschaft mit Marx. 1843/4 unternimmt er eine Reise nach Deutschland, deren Eindrücke er in >Deutschland, ein Wintermärchen< veröffentlicht: Er nennt es "versifizierte Reisebilder, die eine höhere Politik atmen als die bekannten politischen Stänkerreime", es "wird der prosaisch-bombastischen Tendenzpoesie hoffentlich den Todesstoß geben".(H.Heine) 1841 heiratet er Crescentia Eugenie Mirat ('Mathilde'), seine finanziellen Verhältnisse haben sich stark gebessert, aber seit 1845 verschlimmert sich seine Rückenmarkskrankheit, die ihn die Jahre 1848 bis zu seinem Tode 1856 in die >Matratzengruft< bannt. Die Stimmung des kranken und lebensmüden Heine prägt in diesen Jahren die Gedichte. Im Nachwort zur Gedichtsammlung >ROMANZERO< (1851) rechtfertigt er seine religiösen Ansichten und Hinwendung zum (nunmehr katholischen) Glauben. Sein Grab ist auf dem Montmartre-Friedhof.HEINRICH HEINE - WERKEINTEILUNG IN DREI ABSCHNITTE

I.

BUCH DER LIEDER (1827) zweite Auflage 1837, dann 16 weitere zu Heines Lebzeiten. Zusammenfassung der bisherigen Veröffentlichungen des jungen Heine zwischen 1816 und 1827: JUNGES LEIDEN, LYRISCHES INTERMEZZO, HEIMKEHR, NORDSEE I/II Vorherrschende Themen; Unglückliche Liebe, Traumbilder, im Nordsee-Zyklus dann objektiviertere Sicht, ironische und humoristische Reflexion des Poeten-Daseins

REISEBILDER (1826-31), HARZREISE und GEDICHTE Heine reagiert auf das in Deutschland rege Interesse an Ausblicken in die Zentren der europäischen Welt: Italien, England, Frankreich. Sachliche Schilderungen werden vom Dichter beliebig durch- bzw abgebrochen zugunsten von Reflexionen über Bücher, Personen, Zeitpolitik, Vergangenheit und Zukunft.

II.

EMIGRATION: Publizistische Vermittlung zwischen Deutschland und Frankreich

1832 FRANZÖSISCHE ZUSTÄNDE 1832-35 GESCHICHTE DER RELIGION UND PHILOSOPHIE IN DEUTSCHLAND DIE ROMANTISCHE SCHULE 1840 LUDWIG BÖRNE

NEUE GEDICHTE, bereits 1838 fertiggestellt, erst 1844 veröffentlicht. Die Veröffentlichung verzögert sich wegen moralischer Bedenken des Verlegers Campe in Hamburg, Bereinigung der Schwierigkeiten bei Heines Besuch in Hamburg 1843. Einfügung von

DEUTSCHLAND EIN WINTERMÄRCHEN (1844):"versifizierte Reisebilder, die eine höhere Politik atmen als die bekannten politischen Stänkerreime", "politisch-romantisch", "wird der prosaisch-bombastischen Tendenzpoesie hoffentlich den Todesstoß geben". LUTETIA (1840-43) Berichte über Politik, Kunst und Volksleben, zusammengefasst herausgegeben 1854/55; in den dazu veröffentlichten Vorworten versucht Heine noch einmal seine (damalige) politische Position darzulegen: Zum Problem des Schreibens unter der Zensur, was ist die Aufgabe eines politischen Schriftstellers, über die Republikaner, Sozialisten und Communisten, Patriotismus und Kosmopolitismus.

ZEITGEDICHTE, Heines Typ des politischen Gedichts

III.

ROMANZERO (1851) umfasst Produktionen der Jahre 1846-51. Die Stimmung des kranken und lebensmüden Heine stiftet die atmosphärische und thematische Einheit des Bandes. Im Nachwort revidiert er seine religiösen Ansichten, Rückkehr zum Glauben an Gott: >Historien<, >Lamentationen<, >Lazarus<, >Hebräische Melodien<

GEDICHTE 1853/4 Balladeske Gedichte: Sklavenschiff, Lazarus

NACHLESE Auswahl aus den über 200 nachgelassenen Gedichten, darunter: Zeitgedichte, Gesänge aus der Matratzengruft (ab 1848), Die Schlesischen Weber, Die Wanderratten, Für die Mouche, Bimini (von der Eroberung Amerikas, dem Locken des Goldes und der Insel der ewigen Jugend)
Biedermeier, Vormärz, Junges Deutschland

Biedermeier, in der Literaturwissenschaft umstrittener Begriff für die Epoche zwischen 1815 und 1848. Als Alternativen werden die Bezeichnungen Restaurationszeit und Vormärz gebraucht, die allerdings ebenfalls Wertungen implizieren. Der Begriff B. wurde bald nach der Epoche geprägt. In den Münchener Fliegenden Blättern erschienen seit 1855 Gedichte eines erfundenen schwäbischen Schulmeisters Gottlieb Biedermaier, Parodien von Adolf Kussmaul und Ludwig Eichrodt, die die unpolitische Haltung des dt. Kleinbürgers in der Zeit vor der Revolution satirisch bloßstellten. ( ) B. als Epochenbezeichnung betont die traditionellen Züge der Epoche, das Fortleben der Konventionen der klassisch-romantischen Ära. In den Vordergrund treten damit Dichter wie Franz Grillparzer, Eduard Mörike oder Annette v. Droste-Hülshoff, während bedeutende moderne Autoren wie Georg Büchner oder Heinrich Heine eher mühsam in das traditionalistische Bild eingeordnet werden müssen. Für die ausgesprochen politischen Schriftsteller des Jungen Deutschland und Vormärz bleibt dabei nur eine Nebenrolle, obwohl sie mit journalistischen Arbeiten, Zeitromanen, sozialkritischen Analysen und engagierter politischer Lyrik die Szene beherrschten .Vormärz, Bezeichnung für die zur Revolution im März 1848 hinführende literarische Epoche. Ihr Ende ist mit der Revolution eindeutig datiert, für ihren Beginn gibt es unterschiedliche Auffassungen: 1815 (Gründung des Deutschen Bundes; in dieser Ausdehnung richtet sich der Begriff V. zugleich gegen die konkurrierenden Epochenbezeichnungen Biedermeier bzw. Restaurationszeit und die ihnen innewohnende Gewichtung); 1830 (frz. Julirevolution; Ende der klassisch-romantischen Kunstperiode); 1840 (Beginn einer radikalen, zur Revolution hinführenden Politisierung). Nach dem Zerfall der jungdeutschen Bewegung und der literarischen und politischen Stagnation nach 1835/36 setzten um 1840/41 neue Entwicklungen ein: Die sog. Rheinkrise von 1840 löste eine nationale Begeisterungswelle aus, die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen weckte politische Hoffnungen (1840 Amnestie für politische Vergehen, 1841 Lockerung der Zensur), und mit dem Auftreten der Jung- und Linkshegelianer, die den »illusionären Liberalismus« des Jungen Deutschland verwarfen, erhielt die Politisierung eine radikale, systemkritische Dimension. Allerdings war die Lockerung der politischen Repressionsmaßnahmen nur von kurzer Dauer; die meisten Autoren des V. wurden für kürzere oder längere Zeit ins Exil getrieben (Zürich, Brüssel, Paris, London). Insbesondere die Lyrik erwies sich als wirkungsvolles Medium der politischen Agitation; Georg Herwegh bezeichnete sie als »Vorläuferin der Tat«. Freiheit, Verfassung, staatliche Einheit waren ihre Themen (Herwegh, Gedichte eines Lebendigen, 1841–42; August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben, Unpolitische Lieder, 1840–41; Franz Dingelstedt, Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, 1841; Ferdinand Freiligrath, Ein Glaubensbekenntnis, 1844 und Ça ira! 1846). Heinrich Heine distanzierte sich zwar von der direkten politischen Instrumentalisierung der Lyrik (»gereimte Zeitungsartikel«), schrieb aber selbst mit seinem Zeitgedicht Die schlesischen Weber (1844) ein Beispiel anklagender sozialer Literatur.

Junges Deutschland, literarische Bewegung zwischen 1830 und 1840. Ludolf Wienbargs Ästhetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet (1834) gaben ihr den Namen, der wie analoge Begriffsbildungen in Politik (Giovine Italia, Giovine Europa) und Literatur (Heinrich Laube, Das junge Europa, 1833–37) auf die Aufbruchsstimmung nach der frz. Julirevolution von 1830 verweist. Als »literarische Schule« wurde das Junge Deutschland zuerst in dem Verbotsbeschluss des Bundestages vom 10.12.1835 bezeichnet, der als betroffene Autoren »namentlich Heinr. Heine, Karl Gutzkow, Heinr. Laube, Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt« anführt. Sieht man von Heine ab, der wie Ludwig Börne den Jungdeutschen als Vorbild galt, aber kaum zur Gruppierung selbst zu zählen ist, so ist damit bis auf Ferdinand Gustav Kühne und Ernst Willkomm der Kern der Gruppe bezeichnet. Der Protest der Jungdeutschen gegen die politische Restauration und die Abwendung von der idealistischen Ästhetik und dem Aristokratismus der klassisch-romantischen Literaturepoche verband sich mit diffusen Gedanken einer umfassenden Erneuerung einer durch Zerrissenheit charakterisierten Zeit, einer emanzipatorischen Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Leben. Nicht zuletzt die Forderungen nach einer natürlichen Religion und einer neuen Moral (Emanzipation der Frau, Wiedereinsetzung des Fleisches) mussten Anstoß bei den Zensurbehörden erregen. ( .) Die auf ein breites Publikum gerichtete Wirkungsstrategie führte einerseits zur Bevorzugung kleinerer literarischer und journalistischer Formen (Reisebild, Feuilleton, Brief, Skizze, Novelle), andererseits erhielt der Roman mit philosophisch-religiös fundierten Emanzipationsgeschichten positiven oder negativen Ausgangs eine besondere Bedeutung (Gutzkow, Wally, die Zweiflerin, 1835; Mundt, Madonna. Unterhaltungen mit einer Heiligen, 1835).

Quelle: Elektronisches Sachwörterbuch zur Deutschen Literatur - von Volker Meid, Reclam Stuttgart 2000

Zeittafel 1815 - 1848: "Vormärz"

1814-1815 Wiener Kongress: Preußen erhält neben Teilen von Sachsen vor allem Westfalen und die Rheinprovinz (Kurtrier, Kurköln, Aachen, Jülich, Berg) Gründung der "Heiligen Allianz" zwischen Russland, Österreich, Preußen zum Kampf gegen Liberalismus und Nationalismus (vgl. "Wintermärchen" Caput IV und VII)

1817 Wartburgfest der deutschen Burschenschaft für "deutsche Einheit"; Verfolgung durch die Regierungen

1819 Einstellung der Reformen in Preußen. Das Verfassungsversprechen Friedrich Wilhelms III. nicht erfüllt (vgl. "Wintermärchen" Caput IV, letzte Strophe) - Ziel: Erhaltung des am Feudalsystem orientierten Obrigkeitsstaates1819 Karlsbader Beschlüsse: Verbot der Burschenschaften; Demagogenverfolgung (Ernst Moritz Arndt; "Turnvater" Jahn u. a.) Zensur (vgl. "Wintermärchen" Caput II, XIII, XXV)

1830 Julirevolution in Paris; Louis Philippe von Orleans wird "Bürgerkönig" (konstitutionelle Monarchie)

1830 Erhebungen in Hessen und Braunschweig. Einführung von Verfassungen in Sachsen, Hannover, Kurhessen

1831 Mai: Heines Übersiedlung nach Paris

1832 "Hambacher Fest", Zusammenkunft verschiedener oppositioneller Strömungen und Gruppen: - Politische Romantiker (Kyffhäuser-Fraktion), - Patrioten der Turner-Bewegung um "Turnvater" Jahn, - Burschenschaftler (schwarz-rot-gold), - national-liberales Bürgertum (Zollverein), - Republikaner und revolutionäre Demokraten (Volksherrschaft und freie Einzelrepubliken). Daraufhin Verschärfung der Demagogenverfolgung

1833 Missglückter Putsch an der Frankfurter Hauptwache

1834 Begründung des deutschen Zollvereins unter Leitung von Preußen (vgl. "Wintermärchen" Caput II)

1835 Bundestagsbeschluss zum Verbot des "Jungen Deutschland", dem auch Heine zugerechnet wurde.

1836 Heine "Die Romantische Schule": Eine Darstellung der deutschen Romantik aus Heines Sicht und Kritik an deren politisch-rückwärtsgewandten Positionen)

1837 Aufhebung der Hannoverschen Verfassung durch König Karl August; dagegen Protest der "Göttinger Sieben" (Universitätsprofessoren, darunter auch die Brüder Grimm) und deren Entlassung

1837 Kölner Kirchenstreit (Verhaftung des Erzbischofs von Köln durch Preußen)

1840 Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. Anfänglich Rehabilitierung von ,Demagogen', aber Festhalten am ,Gottesgnadentum'

1840/41 ,Rheinkrise' aufgrund der Überlegungen des französischen Kabinetts Thiers, die Rheingrenze als französische Ostgrenze anzustreben. Empörte Gegenreaktionen deutscher Patrioten und Dichter: "Sie sollen ihn nicht haben ."(Niklas Becker: Der Deutsche Rhein, vgl. "Wintermärchen" Caput V)

1840 Heines Schrift "Ludwig Börne", eine nicht immer ganz faire Auseinandersetzung mit den Ideen und Aktivitäten des im Pariser Exil tonangebenden deutschen Republikaners, entfacht einen Sturm der Entrüstung unter den Liberalen und Demokraten

1842 Beginn des Dombaus in Köln (vgl. "Wintermärchen" Caput IV), Brand in Hamburg (vgl. Caput XXI)

1843 Duldung ,nationaler' patriotischer Bewegungen durch Preußen Verbot der Rheinischen Zeitung" (Redaktion: Karl Marx)

1843 Marx in Paris; Gründung des "Vorwärts, Pariser Signale aus Kunst, Wissenschaft, Theater, Musik, Literatur und geselligem Leben"; Begegnung zwischen Heine und Marx

1843 November: Heines erste Reise nach Hamburg

1844 Heines zweite Deutschlandreise; "Deutschland. Ein Wintermärchen." Mai: Hungeraufstände der Weber in Schlesien; Niederschlagung durch preußisches Militär

1848 Januar: Marx/Engels: Das Kommunistische Manifest Februar: Februarrevolution in Paris; Frankreich wird Republik März: Revolution in Wien, Berlin, München usw.

Ironie, Satire, Parodie

Was ist und wie funktionieren:

Definition

Mittel

Zweck IRONIE || Verstellungsspiel des intellektuell überlegenen Untertans || Untertreibung Sprechen mit verstellter Stimme || \/ In-Frage-stellen bestehender Verhältnisse und Ansichten SATIRE || aggressiver überlegenener Spott || Übertreibung scharfe Kontrastierung von Anspruch und Wirklichkeit || \/ Lächerlichmachen Bloßstellung der Herrschenden PARODIE || spöttische Nachahmung bekannter Werke und Muster || Einsatz literar. Formen und Motive in veränderten, unpassenden Kontexten || \/ Komik und Unterhaltung Entlarvung von Kunstklisches

indirekte ----------------> direkte Zeit- und Sozialkritik Kunstkritik

Zum Diktieren: SATIRE, IRONIE, PARODIE

SATIRE ist eine literarische Form der Kritik und Verspottung herrschender Verhältnisse mit den Mitteln der Übertreibung (Hyperbel), des treffenden Wortwitzes und einer gewissen Aggressivität. Satire will entlarven, verspotten und eine kritische Haltung hervorrufen.

IRONIE ist die Kritik und Verspottung herrschender Verhältnisse mit den Mitteln der Verstellung und Verkehrung. Das Gesagte ist nicht wörtlich zu nehmen, das Gemeinte und das Gesagte stehen in indirekten Verhältnis zueinander.

PARODIE: Verzerrende, übertreibende oder verspottende Nachahmung (parodia - Gegengesang) eines bekannten Werkes. Die Form wird beibehalten, jedoch der Inhalt humoristisch verändert. Der komische Effekt entsteht aus der Spannung zwischen dem bekannten Original und der Nach ahmung. Parodie ist ein Bildungsspiel, da sie die Kenntnis der Vorlage voraussetzt.

Fundstelle aus Romano Guardini: Der Tode des Sokrates (1959)“Was tut ein Mensch, wenn er gegen den anderen ironisch wird? Er bringt ihn in ein fragwürdiges Licht. Das könnte er auch ohne Ironie tun. Er könnte auch direkt etwas sagen, was den Angegriffenen komisch sonderbar oder komisch erscheinen ließe. Doch würde das verraten, daß er plump ist und ihm nichts Gutes einfällt;die Ironie hingegen ist geistreich. Im direkten Angriff wäre noch ein anderer Nachteil. Wer ihn führte, wäre in die Situation verfangen; der Ironiker hingegen steht in ihr und zugleich über ihr. Sein Angriff zeigt ihn frei und überlegen. So sagt er Anerkennendes, aber in einer Weise, daß dabei Ungünstiges zum Vorschein kommt; er stimmt zu und unterstreicht dadurch den Widerspruch nur umso stärker; er tut harmlos und verwundet umso sicherer.”(S.16/17)

Deutschland. Ein Wintermärchen (1844)

Des Dichters Weg von der deutschen Grenze bis nach Hamburg

I. An der deutschen Grenze Der Dichter setzt der religiös-konservativen Romantik (dem Lied des Harfenmädchens) sein "Neues Lied" entgegen.

II. Zollkontrolle Der Dichter schmuggelt gefährliche Verse über die Grenze: Seine "Brüsseler Spitzen".

III. Zu Aachen Er belustigt sich über den preußischen Geist, symbolisiert durch Schnurrbart und Pickelhaube.

IV. Zu Cöllen Über den Kölner Dom und den Dombauverein

V. Auf der Rheinbrücke Zwiesprache mit dem Vater Rhein

VI. Sein Alter Ego, die Tat zu seinen Gedanken, verfolgt den Dichter.

VII. Schwere Träume: Die Heiligen Drei Könige

VIII. Mühlheim Erinnerung an 1831

IX. Hagen Lob der altgermanischen Küche

X. Lob der wackeren Westfalen

XI. Im Teutoburger Wald Wenn Deutschland römisch geblieben wäre .

XII. Des Dichters nächtliche Rede an die heulenden "Mitwölfe"

XIII. Zu Paderborn Des Dichters Rede an den Gekreuzigten: "armer Vetter"

XIV. Am Kyffhäuser Erinnerungen an die Ammenmärchen vom Barbarossa

XV.-XVII Begegnung mit der Legende Barbarossa - im Traum

XVIII. Der Traum wird zum Alptraum

XIX. In Hannover Der Dichter spricht despektierlich über den König von Hannover, Ernst August, Lord of Cumberland.

XX. In Hamburg Endlich bei Muttern zuhause

XXI-XXII. Gang durch Hamburg nach dem Brand: Erinnerungen

XXIII-XXIV. Begegnung mit der Schutzgöttin der Stadt, Hammonia

XXV In Hammonias Stube Vom Nutzen der Zensur

XXVI Der Dichter wirft einen Blick in die Zukunft Deutschlands!

XXVII Des deutschen Dichters Vision von neuen Deutschland und Warnung vor der Macht des Dichterwortes

Vorwort: Heinrich Heine erklärt sein politisches Selbstverständis

Ausgangspunkt ist folgende Gegenüberstellung

“die freie Luft” von Paris: <=====> das “deutsche Klima”:

Gleichheitsgesetze und “Pharisäer der Nationalität”

freie Institutionen Deutschtümelei und

Feindseligkeit gegen Frankreich

Zensur

Geist der Unterwürfigkeit

("Lakaien")

Hierzu Heines Bekenntnis:

“Ja, ich bin der Freund der Franzosen!” und

“Ich liebe das Vaterland eben so sehr, wie Ihr”

||

\/

Ist das ein Widerspruch?

Nicht für Heine, denn beide sind “auserwählte Völker der Humanität”!

“mein Patriotismus”

das ist Bekenntnis zu einem möglichen, denkbaren Deutschland,

in dem die Ideale der französischen Revolution verwirklicht sind,

in dem die “Dienstbarkeit” verschwunden ist

in dem die Menschen in sich das Göttliche finden können

in dem Weltoffenheit und aufgeklärtes Denken herrscht,

||

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dann aber verschwinden auch die Grenzen

und die polit. Unterschiede der Nationen

und aus Nationalismus wird Kosmopolitismus

aus Provinzialismus wird Weltbürgertum.

Heinrich Heine: Die WanderrattenEs gibt zwei Sorten Ratten: Die hungrigen und satten. Die satten bleiben vergnügt zu Haus, Die hungrigen aber wandern aus. Sie wandern viel tausend Meilen, Ganz ohne Rasten und Weilen, Gradaus in ihrem grimmigen Lauf, Nicht Wind noch Wetter hält sie auf. Sie klimmen wohl über die Höhen, Sie schwimmen wohl durch die Seen; Gar manche ersäuft oder bricht das Genick, Die lebenden lassen die toten zurück. Es haben diese Käuze Gar fürchterliche Schnäuze; Sie tragen die Köpfe geschoren egal, Ganz radikal, ganz rattenkahl. Die radikale Rotte Weiß nichts von einem Gotte. Sie lassen nicht taufen ihre Brut, Die Weiber sind Gemeindegut. Der sinnliche Rattenhaufen, Er will nur fressen und saufen, Er denkt nicht, während er säuft und frißt, Daß unsre Seele unsterblich ist. So eine wilde Ratze, Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze; Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt. Die Wanderratten, o wehe! Sie sind schon in der Nähe. Sie rücken heran, ich höre schon Ihr Pfeifen - die Zahl ist Legion.

O wehe! wir sind verloren, Sie sind schon vor den Toren! Der Bürgermeister und Senat, Sie schütteln die Köpfe, und keiner weiß Rat. Die Bürgerschaft greift zu den Waffen, Die Glocken läuten die Pfaffen. Gefährdet ist das Palladium Des sittlichen Staats, das Eigentum. Nicht Glockengeläute, nicht Pfaffengebete, Nicht hochwohlweise Senatsdekrete, Auch nicht Kanonen, viel Hundertpfünder, Sie helfen Euch heute, Ihr lieben Kinder! Heut helfen Euch nicht die Wortgespinste Der abgelebten Redekünste. Man fängt nicht Ratten mit Syllogismen, Sie springen über die feinsten Sophismen. Im hungrigen Magen Eingang finden Nur Suppenlogik mit Knödelgründen, Nur Argumente von Rinderbraten, Begleitet mit Göttinger Wurst-Zitaten. Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten, Behaget den radikalen Rotten Viel besser als ein Mirabeau Und alle Redner seit Cicero.

(aus Nachgelesene Gedichte 1845-1856, 1. Abteilung: Zeitgedichte)

Anmerkungen:

• Palladium: Kultbild der Göttin Athene, dessen Besitz den Bestand der Stadt verbürgte.

• Syllogismus: Logische Denk-Figur

• Sophismen: ausgeklügelte Gedankenfiguren

• Mirabeau: Glänzender Redner und führende Gestalt der Französischen Revolution

• Cicero: Berühmter Redner, Philosoph und Politiker Roms

Arbeitsauftrag: 1.Gliedern Sie Heines "politisches Parabelgedicht" und überlegen Sie, - wofür die "Wanderratten" stehen - welche Perspektive der lyrische Erzähler einnimmt - und mit welcher Wirkung.

2. Finden Sie andere Illustrationen für einzelne Abschnitte dieses Gedichtes.

Heinrich Heines pantheistisches Glaubensbekenntnis

Doch sehen wir überall die Lehre von den beiden Prinzipien hervortreten; dem guten Christus steht der böse Satan entgegen; die Welt des Geistes wird durch Christus, die Welt der Materie durch Satan repräsentiert; jenem gehört unsere Seele, diesem unser Leib; und die ganze Erscheinungswelt, die Natur, ist demnach ursprünglich böse, und Satan, der Fürst der Finsternis, will uns damit ins Verderben locken, und es gilt allen sinnlichen Freuden des Lebens zu entsagen, unsern Leib, das Lehn Satans, zu peinigen, damit die Seele sich desto herrlicher emporschwinge in den lichten Himmel, in das strahlende Reich Christi.Diese Weltansicht, die eigentliche Idee des Christentums, hatte sich unglaublich schnell, über das ganze römische Reich verbreitet, wie eine ansteckende Krankheit, das ganze Mittelalter hindurch dauerten die Leiden, manchmal Fieberwut, manchmal Abspannung, und wir Modernen fühlen noch immer Krämpfe und Schwäche in den Gliedern. Ist auch mancher von uns schon genesen, so kann er doch der allgemeinen Lazarettluft nicht entrinnen, und er fühlt sich unglücklich als der einzig Gesunde unter lauter Siechen. Einst wenn die Menschheit ihre völlige Gesundheit wieder erlangt, wenn der Friede zwischen Leib und Seele wieder hergestellt, und sie wieder in ursprünglicher Harmonie sich durchdringen; dann wird man den künstlichen Hader, den das Christentum zwischen beiden gestiftet, kaum begreifen können. Die glücklicheren und schöneren Generationen, die, gezeugt durch frei Wahlumarmung, in einer Religion der Freude emporblühen, werden wehmütig lächeln über ihre armen Vorfahren, die sich aller Genüsse dieser schönen Erde trübsinnig enthielten, und, durch Abtötung der warmen farbigen Sinnlichkeit, fast zu kalten Gespenstern verblichen sind! Ja, ich sage es bestimmt, unsere Nachkommen werden schöner und glücklicher sein als wir. Denn ich glaube an den Fortschritt, ich glaube, die Menschheit ist zur Glückseligkeit bestimmt, und ich hege also eine größere Meinung von der Gottheit als jene frommen Leute, die da wähnen, er habe den Menschen nur zum Leiden erschaffen. Schon hier auf Erden möchte ich, durch die Segnungen freier politischer und industrieller Institutionen, jene Seligkeit etablieren, die, nach der Meinung der Frommen, erst am jüngsten Tage, im Himmel, stattfinden soll. Jenes ist vielleicht eben so wie dieses eine törigte Hoffnung, und es gibt keine Auferstehung der Menschheit, weder im politisch moralischen, noch im apostolisch katholischen Sinne.( .)

Vielleicht eben, weil die Großen dieser Erde ihrer Ohnmacht gewiß sind, und im Herzen beschlossen haben sie ewig zu unserem Unglück zu mißbrauchen, sind sie von der Notwendigkeit des Christentums für ihre Völker überzeugt, und es ist im Grunde ein zartes Menschlichkeitsgefühl, daß sie sich für die Erhaltung dieser Religion so viele Mühe geben! ( .)

Gott ist identisch mit der Welt. Er manifestiert sich in den Pflanzen, die ohne Bewußtsein ein kosmisch-magnetisches Leben führen. Er manifestiert sich in den Tieren, die in ihrem sinnlichen Traumleben eine mehr oder minder dumpfe Existenz empfinden. Aber am herrlichsten manifestiert er sich in dem Menschen, der zugleich fühlt und denkt, der sich selbst individuell zu unterscheiden weiß von der objektiven Natur, und schon in seiner Vernunft die Ideen trägt, die sich ihm in der Erscheinungswelt kund geben. Im Menschen kommt die Gottheit zum Selbstbewußtsein, und solches Selbstbewußtsein offenbart sie wieder durch den Menschen. Aber dieses geschieht nicht in dem einzelnen und durch den einzelnen Menschen, sondern in und durch die Gesamtheit der Menschen: so daß jeder Mensch nur einen Teil des Gott-Welt-All auffaßt und darstellt, alle Menschen zusammen aber das ganze Gott-Welt-All in der Idee und in der Realität auffassen und darstellen werden. Jedes Volk vielleicht hat die Sendung, einen bestimmten Teil jenes Gott-Welt-Alls zu erkennen und kund zu geben, eine Reihe von Erscheinungen zu begreifen und eine Reihe von Ideen zur Erscheinung zu bringen, und das Resultat den nachfolgenden Völkern, denen eine ähnliche Sendung obliegt, zu überliefern. Gott ist daher der eigentliche Held der Weltgeschichte, diese ist sein beständiges Denken, sein beständiges Handeln, sein Wort, seine Tat; und von der ganzen Menschheit kann man mit Recht sagen, sie ist eine Inkarnation Gottes! Es ist eine irrige Meinung, daß diese Religion, der Pantheismus, die Menschen zum Indifferentismus führe. Im Gegenteil, das Bewußtsein seiner Göttlichkeit wird den Menschen auch zur Kundgebung derselben begeistern, und jetzt erst werden die wahren Großtaten des wahren Heroentums diese Erde verherrlichen.

(aus: ZUR GESCHICHTE DER RELIGION UND PHILOSOPHIE IN DEUTSCHLAND, Windfuhr (Hrsg.): Gesamtausgabe Band 8/1, Hamburg 1979, S. 16/17 und S. 60)

Literatur

1. www.heinrich-heine.net/

2. www.heinrich-heine-denkmal.de/

3. heinrich-heine.com

4. www.derweg.org/mwberdeu/heine.htm


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